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Tag: Psyche

Home alone… again

Home alone… again

Morgen ist es wieder soweit… die Liebste geht in die Klinik.

Das bedeutet einerseits, dass sie Hilfe bekommen wird, die sie auch braucht, denn mit all den Dingen, die sie plagen ist es für sie und auch für mich als Partner nicht immer leicht.

Das bedeutet aber auch, dass ich wieder eine längere Zeit auf mich allein gestellt bin.
Prinzipiell ist das nicht schlimm, denn ich komme normalerweise recht gut mit mir zurecht. Aber ganz alleine zu sein ist gerade am Anfang nicht immer leicht.

Und auch wenn die Zeit meiner Liebsten soweit ist, dass sie langsam wieder nach Hause darf, bedeutet es, dass wir uns wieder aufeinander einspielen müssen.
Das ist erfahrungsgemäß meist eine aufreibende Sache, denn sie ist dann oft voller Elan und Schwung und ich bin schon fast zum Einsiedler geworden… dann muss ich mich erst einmal daran gewöhnen und auch wieder mehr Rücksicht nehmen.

Zum Glück ist die Klinik buchstäblich um die Ecke, so dass kurze Besuche (und das sogar spontan!) recht leicht einzurichten sind.

Ich wünsche ihr viel Glück und viel Erfolg. Sie wird es meistern, auch wenn sie sicher viel über Therapeut*innen und das Personal schimpfen wird. <3

Schau mich doch mal an!

Schau mich doch mal an!

… oder warum ich keinen Blickkontakt mag.

Menschen erwarten in Gesprächen oft Augenkontakt, oder als absolutes Minimum, dass ich ihnen ins Gesicht – oder in die Richtung dessen – schaue, wenn ich mit ihnen rede.

Doch genau das fällt mir seit Ewigkeiten sehr schwer… ich versuche mich gerade daran zu erinnern, ob es jemals anders war – in der Kindheit zum Beispiel – aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das damals nicht konnte. Oder besser: wollte?

Mir bereitet direkter Blickkontakt oft ein großes Unbehagen. Das ist einfach so.

Aber die Personen mit denen ich spreche finden das manchmal sehr unpassend und dann kommt der berühmte Satz: „Schau mich doch mal an“ oder „Wenn Du mit mir sprichst, dann schau mir in die Augen.“
Pah! Als wenn das so einfach wäre und solche Kommentare bringen sofort ein schlechtes Gewissen in mir hervor und ich fühle mich mies und unwert. Den Druck, der so etwas mit sich bringt vernachlässige ich der Einfachheit an dieser Stelle, aber er ist da und macht es insgesamt auch nicht besser.

Bei Videokonferenzen oder Videogesprächen ist es manchmal ein wenig anders, da dort ja noch das Internet zwischen mir und den anderen Menschen liegt. Da schaue ich in eine Kamera und nicht in den Menschen.

Ja, „in den Menschen“ – ich glaube so kann ich meinen Standpunkt zu diesem Thema ein bisschen verdeutlichen.

Denn: ich sehe mein Gegenüber immer, auch wenn ich dieser Person nicht ins Gesicht schaue. Ich spüre Veränderungen der Gesten, der Stimme, der Mimik und der „Resonanz“ im Raum… es klingt schon sehr verschwurbelt… aber mir fällt in Ermangelung eines anderen Begriffes keine andere Umschreibung ein.
Das macht es für mich auch sehr unangenehm, wenn ich mit vier oder mehr Personen in einem Raum bzw. an einem Ort bin. Da sind schnell zu viele Eindrücke vorhanden, die ziemlich ungefiltert auf mich einprasseln und die ich erst einmal (zu)ordnen muss, damit ich den Gesprächen überhaupt noch folgen kann. In diesen Momenten habe ich sozusagen die ganze Welt in meinen Augen… und in meinen Ohren und in meinem Kopf.

Was schön wäre ist, wenn Euch bei einem Menschen auffällt, dass dieser Euch nicht so oft in Gesprächen anschaut, wie ihr es erwartet, dann akzeptiert das einfach. Versucht das auch nicht zu sehr zu hinterfragen oder in diesem Gespräch zu thematisieren, denn wenn dieses Thema nicht relevant wird, dann kann es wirklich tolle Gespräche geben, wo beide Seiten daraus hervorgehen und sagen können:

„Mensch, das war toll und es hat mir gut getan!“

nach dem Sturm… vor dem Tsunami

nach dem Sturm… vor dem Tsunami

… ist vor dem Sturm… ist vor dem Tsunami

Zeit für ein bisschen Musik, oder? Also los…

Die letzten Tage haben mich recht viel Kraft gekostet… mal wieder.

Im Grunde alles nichts Neues, keine Überraschung. Die letzten Wochen waren doch sehr aufgeladen. Mit guten Dingen, aber auch mit Stress – körperlich und auch emotional.

Anscheinend summiert sich der ganze „Klumpatsch“ und dann kommt oftmals einfach nur noch der Break- oder Meltdown.
Ganz genau wie bei einem Tsunami – vom Seebeben merke ich nur ganz minimal etwas, mache dann einfach wie gewohnt weiter. Business as usual irgendwie, doch irgendwann merke ich dass sich da eine Wand aus Wasser vor mir aufbaut und dann ist es auch schon zu spät. Jeder Versuch das wieder einzufangen scheitert und die Welle überrennt, überschwemmt und vernichtet dann erst einmal alles, was sich ihr in den Weg stellt.

Dann weine ich vielleicht viel, kann meinen normalen Tag nicht mehr erledigen, vielleicht bin ich auch starr vor Angst… und komme nicht aus dem Bett, verstecke mich vor den Menschen und der Welt um mich herum. Da helfen dann auch keine guten Worte oder der berühmte „Tritt in den Arsch“.
Ich gehe unter… ich versinke in mir und in Allem.

Und dann geht es einfach nur darum da wieder raus zu kommen. Die Strukturen, die zunächst eingerissen sind müssen wieder aufgebaut werden.
Doch was hilft mir da?

Als erstes: nicht wieder ins Bett gehen, wenn ich erst einmal geschafft aufzustehen. Frühestens am Abend wieder. Damit der normale Tag- und Nacht-Rhytmus wieder funktioniert.

Das ist übrigens der schwierigste Schritt von allen… selbst nach vielen Jahren Therapie und auch einer gewissen Selbsterkenntnis.
Von außen betrachtet ist das vielleicht ein einfacher Schritt… aber weit gefehlt.
Dieser kostet einfach mit Abstand am meisten Kraft.

Bis zum nächsten Zusammenbruch… der sicher kommt.
Und zu akzeptieren, dass es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dazu kommen wird, ist eine wichtige Erkenntnis.
Aber noch wichtiger zu verstehen: diese Phasen gehen auch wieder – ich kann sie überstehen.

Antriebslosigkeit und so…

Antriebslosigkeit und so…

… immer mal wieder.

Nachdem ich in den letzten Tagen und Wochen zunächst meine fiese Verletzung an meinem Daumen und dann noch einen kleinen Kraftakt hier in der Wohnung hinter mich bringen musste, stelle ich fest, dass sie wieder da ist: die Antriebslosigkeit.

Alles strengt an… und will vermieden werden. Sei es aufstehen, duschen, Frühstück, den Abwasch erledigen und so weiter… die Liste ist ziemlich variabel, aber der gemeinsame Nenner lautet: Ich will das nicht. Ich KANN das nicht.

Und trotzdem mache ich die Dinge. Weil sie Struktur geben, weil sie „normal“ sind und weil ein kleiner Teil in mir nicht aufgeben und der Antriebslosigkeit den Weg freigeben möchte.
Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, ob es diese Pandemiemüdigkeit ist von der so viele Menschen sprechen. Oder ob es nur die wiederkehrende Depression ist, die ich ja schon lange kenne. Aber im Endeffekt ist das vermutlich auch nicht relevant.

Vielleicht ist es einfach nur wichtig zu erkennen, dass diese Antriebslosigkeit bzw. Depression gerade in mir ist und ich sie wahr nehme und bewusst dagegen vorgehe, indem ich dennoch versuche den Alltag aufrecht zu erhalten. Vielleicht jedoch mit der einen oder anderen Pause mehr als üblich.

Just to make sure to have enough spoons left for the day, right?

Ich bin dann mal weg…

Ich bin dann mal weg…

CN: Dissoziative Episoden

Mein Leben mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung kann anstrengend sein und auch gerade für meine Mitmenschen, die um mich herum im normalen Alltag leben und handeln, kann es mitunter vielleicht auch beängstigend sein.

Warum? Schwierig für mich das in Worte zu fassen, aber ich möchte es gerne versuchen.

Durch meine PTBS habe ich von Zeit zu Zeit so genannte dissoziative Episoden, in denen ich wegdrifte. Dann bin ich mitunter nicht oder nur kaum ansprechbar. Oftmals passiert es durch Reizüberflutung. Das kann aber auch passieren, wenn ich still und konzentriert am Laptop sitze und eigentlich nichts „anstrengendes“ mache. Da reicht vielleicht eine Tonlage, ein Wort, ein Geräusch, ein Thema welches mir Probleme bereitet oder ein Duft – den genauen Auslöser später zu benennen fällt mir total schwer.

Dieses wegdriften ist so als wenn sich die Welt um mich herum in einen Nebel legt. Irgendwie als ob jemanden in einem gleißend hellen Park die Lichter um mich herum abschaltet. Erst gehen die Lichter 30 Meter weit weg von mir aus.. und dann 20, 10, 5, 3, 2, 1 und dann ist die Welt weg. Und ich stecke in mir fest. Kann nicht mehr klar sehen, sprechen oder überhaupt noch klar denken. Wobei das Denken in meinem Fall als letztes aufhört zu funktionieren. Und dann bin ich gefangen. Brauche manchmal nur eine Minute oder im schlimmsten Fall auch mal ein paar Stunden aus diesem inneren Labyrinth wieder hinaus zu finden und dann zu realisieren, dass ich Zeit und die Verbindung zur Realität verloren habe.

Das ist dann auch für meine Mitmenschen schwierig. Sie müssen mit ansehen, wie ich den Halt verliere. Ich werde dann auf einmal sehr still – starre vielleicht aus dem Fenster, meine Hände wirken manchmal wohl so als würde ich etwas greifen oder halten, obwohl da nichts ist und ich reagiere nicht mehr auf Ansprache oder Reize, die von außen kommen.

Es kann sogar sein, dass ich während einer Dissoziation von außen betrachtet normal weiter funktioniere. Ich habe es regelmäßig erlebt, dass ich weiter arbeiten, einkaufen war oder auch „normal“ mit anderen Leuten gesprochen habe. Dann komme ich manchmal Stunden später wieder zu mir und muss mich erst einmal komplett neu orientieren. Und im schlimmsten Falle mich bei Menschen entschuldigen, denen ich vielleicht vor den Kopf gestoßen habe. Besonders schwierig ist es wirklich, wenn ich Menschen nach so einer „autonomen Dissoziation“ wieder sehe und die dann an ein Gespräch anknüpfen, von dem ich überhaupt nichts mehr weiß.

Mir ist inzwischen klar geworden, warum ich daher auch Videocalls oder generell das Telefonieren nicht mag, sondern lieber schreibe. Denn wenn ich schreibe ist die Wahrscheinlichkeit extrem groß, dass ich es später, wenn ich wieder im Hier und Jetzt bin, nachlesen kann, was ich da von mir gegeben habe und dann direkt daran anknüpfen kann.

Zum Glück scheint mein „Autopilot-Ich“ dem normalen Ich recht nahe zu stehen, was Ansichten, Humor oder Vorlieben betrifft – sonst wäre es echt super-ätzend.

Im Idealfall bekomme ich die Anzeichen für das Abschalten meines Körpers und meines Geistes mit und kann gegensteuern in dem ich den Ort wechsel – wieder Ruhe rein bekomme – oder einfach Kopfhörer aufsetze, Musik laut anmache und mich dann nur darauf konzentriere. Darüber hinaus habe ich Medikamente, die ich in so einem Fall einnehmen kann und so dem Hirn ein Schnippchen schlage.

Derzeit kommen diese Phasen zwar noch ab und zu vor, aber längst nicht mehr in dem Ausmaße wie vor einigen Jahren, wo ich fast täglich und auch mehrfach täglich damit umgehen musste. Das mag vermutlich damit zusammenhängen, das ich durch meine Erwerbsminderungsrente aus dem Alltag ausbrechen darf – da fallen schon eine Menge Reize und Anstrengungen weg, die ich sonst täglich irgendwie mitverarbeiten müsste.

Ich möchte aber noch dringend erwähnen, dass meine PTBS und die damit verbundenen dissoziativen Ausfälle sehr individuell sind. Sie sind nicht zu 100% auf andere Menschen übertragbar, denn keine PTBS ähnelt der anderen, da ich glaube, dass auch die jeweiligen Ausgangssituationen, die zum Trauma geführt haben, subjektiv immer sehr individuell sind. Also kann ich hier nur über meine ganz persönlichen Erfahrungen schreiben.

Manches hingegen mag vielleicht dennoch für manche vertraut vorkommen.