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Tag: PTBS

nach dem Sturm… vor dem Tsunami

nach dem Sturm… vor dem Tsunami

… ist vor dem Sturm… ist vor dem Tsunami

Zeit für ein bisschen Musik, oder? Also los…

Die letzten Tage haben mich recht viel Kraft gekostet… mal wieder.

Im Grunde alles nichts Neues, keine Überraschung. Die letzten Wochen waren doch sehr aufgeladen. Mit guten Dingen, aber auch mit Stress – körperlich und auch emotional.

Anscheinend summiert sich der ganze „Klumpatsch“ und dann kommt oftmals einfach nur noch der Break- oder Meltdown.
Ganz genau wie bei einem Tsunami – vom Seebeben merke ich nur ganz minimal etwas, mache dann einfach wie gewohnt weiter. Business as usual irgendwie, doch irgendwann merke ich dass sich da eine Wand aus Wasser vor mir aufbaut und dann ist es auch schon zu spät. Jeder Versuch das wieder einzufangen scheitert und die Welle überrennt, überschwemmt und vernichtet dann erst einmal alles, was sich ihr in den Weg stellt.

Dann weine ich vielleicht viel, kann meinen normalen Tag nicht mehr erledigen, vielleicht bin ich auch starr vor Angst… und komme nicht aus dem Bett, verstecke mich vor den Menschen und der Welt um mich herum. Da helfen dann auch keine guten Worte oder der berühmte „Tritt in den Arsch“.
Ich gehe unter… ich versinke in mir und in Allem.

Und dann geht es einfach nur darum da wieder raus zu kommen. Die Strukturen, die zunächst eingerissen sind müssen wieder aufgebaut werden.
Doch was hilft mir da?

Als erstes: nicht wieder ins Bett gehen, wenn ich erst einmal geschafft aufzustehen. Frühestens am Abend wieder. Damit der normale Tag- und Nacht-Rhytmus wieder funktioniert.

Das ist übrigens der schwierigste Schritt von allen… selbst nach vielen Jahren Therapie und auch einer gewissen Selbsterkenntnis.
Von außen betrachtet ist das vielleicht ein einfacher Schritt… aber weit gefehlt.
Dieser kostet einfach mit Abstand am meisten Kraft.

Bis zum nächsten Zusammenbruch… der sicher kommt.
Und zu akzeptieren, dass es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit dazu kommen wird, ist eine wichtige Erkenntnis.
Aber noch wichtiger zu verstehen: diese Phasen gehen auch wieder – ich kann sie überstehen.

Ich bin dann mal weg…

Ich bin dann mal weg…

CN: Dissoziative Episoden

Mein Leben mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung kann anstrengend sein und auch gerade für meine Mitmenschen, die um mich herum im normalen Alltag leben und handeln, kann es mitunter vielleicht auch beängstigend sein.

Warum? Schwierig für mich das in Worte zu fassen, aber ich möchte es gerne versuchen.

Durch meine PTBS habe ich von Zeit zu Zeit so genannte dissoziative Episoden, in denen ich wegdrifte. Dann bin ich mitunter nicht oder nur kaum ansprechbar. Oftmals passiert es durch Reizüberflutung. Das kann aber auch passieren, wenn ich still und konzentriert am Laptop sitze und eigentlich nichts „anstrengendes“ mache. Da reicht vielleicht eine Tonlage, ein Wort, ein Geräusch, ein Thema welches mir Probleme bereitet oder ein Duft – den genauen Auslöser später zu benennen fällt mir total schwer.

Dieses wegdriften ist so als wenn sich die Welt um mich herum in einen Nebel legt. Irgendwie als ob jemanden in einem gleißend hellen Park die Lichter um mich herum abschaltet. Erst gehen die Lichter 30 Meter weit weg von mir aus.. und dann 20, 10, 5, 3, 2, 1 und dann ist die Welt weg. Und ich stecke in mir fest. Kann nicht mehr klar sehen, sprechen oder überhaupt noch klar denken. Wobei das Denken in meinem Fall als letztes aufhört zu funktionieren. Und dann bin ich gefangen. Brauche manchmal nur eine Minute oder im schlimmsten Fall auch mal ein paar Stunden aus diesem inneren Labyrinth wieder hinaus zu finden und dann zu realisieren, dass ich Zeit und die Verbindung zur Realität verloren habe.

Das ist dann auch für meine Mitmenschen schwierig. Sie müssen mit ansehen, wie ich den Halt verliere. Ich werde dann auf einmal sehr still – starre vielleicht aus dem Fenster, meine Hände wirken manchmal wohl so als würde ich etwas greifen oder halten, obwohl da nichts ist und ich reagiere nicht mehr auf Ansprache oder Reize, die von außen kommen.

Es kann sogar sein, dass ich während einer Dissoziation von außen betrachtet normal weiter funktioniere. Ich habe es regelmäßig erlebt, dass ich weiter arbeiten, einkaufen war oder auch „normal“ mit anderen Leuten gesprochen habe. Dann komme ich manchmal Stunden später wieder zu mir und muss mich erst einmal komplett neu orientieren. Und im schlimmsten Falle mich bei Menschen entschuldigen, denen ich vielleicht vor den Kopf gestoßen habe. Besonders schwierig ist es wirklich, wenn ich Menschen nach so einer „autonomen Dissoziation“ wieder sehe und die dann an ein Gespräch anknüpfen, von dem ich überhaupt nichts mehr weiß.

Mir ist inzwischen klar geworden, warum ich daher auch Videocalls oder generell das Telefonieren nicht mag, sondern lieber schreibe. Denn wenn ich schreibe ist die Wahrscheinlichkeit extrem groß, dass ich es später, wenn ich wieder im Hier und Jetzt bin, nachlesen kann, was ich da von mir gegeben habe und dann direkt daran anknüpfen kann.

Zum Glück scheint mein „Autopilot-Ich“ dem normalen Ich recht nahe zu stehen, was Ansichten, Humor oder Vorlieben betrifft – sonst wäre es echt super-ätzend.

Im Idealfall bekomme ich die Anzeichen für das Abschalten meines Körpers und meines Geistes mit und kann gegensteuern in dem ich den Ort wechsel – wieder Ruhe rein bekomme – oder einfach Kopfhörer aufsetze, Musik laut anmache und mich dann nur darauf konzentriere. Darüber hinaus habe ich Medikamente, die ich in so einem Fall einnehmen kann und so dem Hirn ein Schnippchen schlage.

Derzeit kommen diese Phasen zwar noch ab und zu vor, aber längst nicht mehr in dem Ausmaße wie vor einigen Jahren, wo ich fast täglich und auch mehrfach täglich damit umgehen musste. Das mag vermutlich damit zusammenhängen, das ich durch meine Erwerbsminderungsrente aus dem Alltag ausbrechen darf – da fallen schon eine Menge Reize und Anstrengungen weg, die ich sonst täglich irgendwie mitverarbeiten müsste.

Ich möchte aber noch dringend erwähnen, dass meine PTBS und die damit verbundenen dissoziativen Ausfälle sehr individuell sind. Sie sind nicht zu 100% auf andere Menschen übertragbar, denn keine PTBS ähnelt der anderen, da ich glaube, dass auch die jeweiligen Ausgangssituationen, die zum Trauma geführt haben, subjektiv immer sehr individuell sind. Also kann ich hier nur über meine ganz persönlichen Erfahrungen schreiben.

Manches hingegen mag vielleicht dennoch für manche vertraut vorkommen.